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Von Herzschrittmachern und Zweitmeinungen

„Ich wünsch Dir von ganzem Herzen alles Gute!“ Das schreib ich manchmal unter meine

Briefe und Emails. Ja, daran muss ich jetzt denken, weil ich heute einen Freund im Kietz

getroffen habe. Es war kalt, aber wir haben draußen an einem Klapptischchen gesessen, auf dem gepflasterter Gehweg, der Kaffee dampfte, quietschende Kinderwagen und

schnüffelnde Hunde kamen vorbei. Umrahmt von welken Blumenkübeln hat er erzählt, dass seine Haus-Kardiologin ihm dringend zu einem Herzschrittmacher geraten hätte. Er war skeptisch und hat sich daraufhin in einer Uni-Klinik eine Zweitmeinung eingeholt: Noch nicht nötig, habe man ihm geraten. Alles noch im grünen Bereich. „Zweitmeinung einholen“, habe ich gedacht, das ist sehr vernünftig. Es gibt viele Fälle von Fehlbehandlungen, von OP’s, die nicht sein müssten. Und dann habe ich mich gefragt: Wie ist das eigentlich bei Stotterbehandlungen? Da hat es sich noch längst nicht herumgesprochen, dass Zweitmeinungen ebenfalls ratsam wären. Warum sich das herumsprechen sollte? Weil Stottern ja nicht gleich Stottern ist. Weil Mensch ja nicht gleich Mensch ist. Weil es sehr unterschiedliche Behandlungsmethoden gibt mit jeweils sehr verschiedenartigen Techniken.

Weil Verflüssigungstechniken (sie ermöglichen eine neue Gestaltung der individuellen

Sprechweise = Fluencyshaping) im Einzelfall sehr unterschiedlich effektiv sind. Weil

Blocklösetechniken, die einen leichteren, unangestrengten Umgang mit auftretenden

Stottersymptomen ermöglichen sollen (= Stottermodifikation), bei einem bestimmten

Angstlevel manchmal überhaupt nichts nützen. Weil der Umfang der geplanten Maßnahmen oft nicht ausreicht, weil nicht selten Behandlungskonzepte ungenügend wissenschaftlich fundiert sind, weil die Rahmenbedingungen, die für Veränderungsprozesse notwendig wären, nicht vorliegen. Weil …., weil …. , weil …. Die Liste ließe sich fortsetzen.



Auch Therapeut:innen wissen nicht alles immer richtig. Da kann es nicht schaden, sich eine Zweitmeinung einzuholen. * Dir dies mitzuteilen, ist mir eine Herzensangelegenheit. Der imaginäre Herzschrittmacher meines Freundes ist schuld daran, dass ich das heute poste.

Übrigens: Der Kaffee war empfehlenswert. Nächste Straße links, drittes Haus rechts….. Und: Dir herzlich alles Gute!


* Genau deswegen haben wir auf Abenteuer Stottern unsere „Sprechstunde“ eingerichtet sowie das regelmäßig wiederkehrende Online-Seminar „Therapeutische Techniken effektiv vermitteln und nutzen“. Schau mal rein!

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